Sonntag, 17. November 2013

Der Milford Track - oder auch: Wie nass kann ein Mensch eigentlich werden?


Es war klar, dass wir einige Wanderungen in Neuseeland unternehmen wollten. Vor einer Woche war es dann soweit, wir sind aufgebrochen zum Milford Track. Es soll eine der schönsten Wanderungen der Welt sein und ist über die Grenzen Neuseelands bekannt. Normalerweise muss man bis zu einem halben Jahr vorher buchen, da immer nur eine begrenzte Anzahl von Personen auf dem Track sein darf und es nur 3 Hütten gibt die man innerhalb von 4 Tagen erreichen muss. Wir hatten allerdings wirklich Glück und nach etwas Vorbereitung (was nehme ich bloss zu essen mit?) ging es los. Ich erwartete eine wenngleich lange aber entspannte Wanderung....

Tag 1
Meine Erwartungen werden erfüllt. Zunächst fahren wir mit dem Boot und laufen dann 5 Kilometer ebene Wege entlang eines wunderschönen Fluß. Handynetz kannste komplett vergessen, ist auch mal ganz schön so. Die Hütte ist nicht gerade luxuriös, aber das gehört zu so einer Wanderung wohl dazu. Abends geht es früh ins Bett, am nächsten Tag hat man noch einiges vor.

Tag 2
Heute liegen 16 Kilometer vor uns. Ich trage 15 Kilogramm auf dem Rücken,  Marcel 20 Kilogramm. Naja, nach der gestrigen Wanderung bin ich guten Mutes dass wir auch dieses Stück gut schaffen. Erste Zweifel kommen als ich die erste Geröllhalde sehe über die ich rüber klettern muss. Es folgen weitere und ich beginne langsam es anstrengend zu finden. Der Rucksack ist beim klettern nicht gerade förderlich aber letztendlich schaffen wir diesen Teil der Strecke ohne Blessuren. Dann kommt der fiese Teil, ganz zum Schluss: ein klitzekleiner Anstieg von 500 Höhenmetern wenn man schon müde ist. Und jetzt mal Klartext, wir sicherheitsfanatischen Deutschen hätten diese Strecke niemals freigegeben. Vieeeeel zu gefährlich mit ziemlich steilen Anstiegen bei sehr steinigem Untergrund. Das ist doch ein Unterschied zum komfortablen Weg im Sauerland, auf dem wir unsere Probewanderung gemacht haben. Marcel kommt ein bisschen ins Schwitzen, ich hab noch kleine Reserven also laufe ich vor mit der Aussicht auf Abendessen vor Augen ;-) so schaffen wir es zur Hütte, sind dieses Mal aber doch etwas erschöpft.

Tag 3
Von 500 Höhenmetern geht es heute rauf zum Gipfel auf 1154 Meter. Muskelkater ist mit an Bord wenn wir morgens starten, und wir nehmen uns vor es langsam angehen zu lassen. Wir kraxeln also langsam den Berg herauf, teilweise geht es 50 Meter abwärts direkt neben dem Wanderweg,  da schaut man lieber nicht nach unten. Nach einigen schweißtreibenden Stunden ist er da: der Gipfel! Wir haben gutes Wetter und machen einige Fotos. Dann geht es weiter mit dem Abstieg. Um genau zu sein geht es 1000 meter bergab bis zur nächsten Hütte. Es ist verdammt anstrengend, da wir den emergency track benutzen müssen, da der normale weg von steinlawinen verschüttet wurde. Es ist einfach hammer steil und steinig und nach weiteren 3 stunden zittern vor Anstrengung und Adrenalin meine Beine. Ich bin körperlich ziemlich fertig, wir machen häufig Pause um zu essen und zu trinken. Nach einer 14 km langen Wanderung mit vielen Höhenmetern und wahnwitzigen downhill-Passagen erreichen wir die Hütte. An diesem Abend mach ich gar nichts mehr ausser essen wie ein Weltmeister.

Tag 4
Vorweg ist folgendes zu sagen; die Gegend um Millford ist die regenreichste in Neuseeland,  ca. 200 Regentage im Jahr. Als wir im Supermarkt standen und ich sagte: "Ach den regenponcho brauchen wir schon nicht.", hätte ich daran denken sollen. Es regnet.... nicht nur ein fisseln, es ist ein ausgewachsener monsunartiger regenfall. Wir starten mit der Hoffnung dass es auf den nächsten 18 kilometern besser wird. Nach 5 Minuten ist mein Rücken durchnässt, nach 10 Minuten folgt der erste knöcheltiefe bachlauf der durchquert werden muss. Es folgen 5 Stunden in denen wir komplett durchnässt werden. Wir durchqueren mehrer knietiefe Bäche, gerne auch mit ordentlich Strömung, bekommen konsequent von oben und unten eine Menge Wasser ab. Pause machen ist einfach nicht drin, wenn man einmal so nass ist will man nur wieder so schnell wie möglich trocken werden. Zwischendurch wollte ich einfach nur alles hinschmeißen, aber was bringt dir das wenn du mitten in der Pampa bist? Also Zähne zusammenbeissen und ab durch die Mitte. Als wir den bootssteg erreichen ist es fast so schön wie Weihnachten. Dann wieder in trockenen Klamotten zu stecken ist besser als Weihnachten :-) also, noch ein kurzes Resümee: die Landschaft ist unglaublich schön, es ist eine tolle Erfahrung, aber man sollte diesen track nicht unterschätzen. Wir hatten nur 1 tag Regen, andere haben nicht so viel Glück. Wir sind auf jeden Fall super stolz auf uns! :-)j

















Sonntag, 3. November 2013

Ankunft im Paradies

Seit dem 1. November haben wir endlich die Stadt verlassen und es uns in einem Farmhostel in Akaroa bequem gemacht. Einige Bilder, ohne Worte:




Unser Auto

Hallo liebe Fangemeinde. Seit mitte letzter Woche sind Lisa und ich mobil. Wie der ein oder andere mitbekommen hat, gestaltete sich unsere Autosuche etwas zäher als erwartet, was vorallem an der Tatsache lag, dass wir etwas auf unseren Geldtransfer aus Deutschland warten mussten. Nachdem wir zunächst mit einem C Klasse Benz (Bj 1996, für verhandelte 3500 $) geliebäugelt hatten, kamen ein Campervan (10 Jahre älter als ich, mit eingebautem Kamin!!!) und ein Billigstangebot von 750 $ für einen betagten, 400000 km weit gereisten Kombi nicht wirklich in Frage.

Letztlich entschieden haben wir uns für einen 1997er Toyota Windom, 180000 km gelaufen, 3 Liter Hubraum, 200 PS und mehr Schnick-Schnack als Johnny (mei Auto in Deutschland) zum Preis von sage und schreibe 2600 $ (umgerechnet 1900 €). Genug angegeben, hier kommen ein paar Bilder und der dringende Wunsch, dass er uns auf unseren Wegen ein treuer und sicherer Begleiter sein möge.

 

Fotostrecke: Die Ruinen von Christchurch


Lisa und ich haben Christchurch mittlerweile verlasen. Der Aufenthalt in der "Großstadt" (344000 Einwohner) war notwendig, um einige Formalitäten zu erledigen und ein Auto zu erstehen. Doch es ist wohl eher nicht das Stadtleben, welches den Neuseelandbegeisterten zur Reise in dieses Land veranlasst. Auch wäre Christchurch eine gute Adresse, falls wir einen gut bezahlten Baustellenjob der geplanten Farmarbeit vorziehen würden. Christchurch liegt derzeit, über 2 Jahre nach dem großen Erdbeben, immernoch zu großen Teilen in Trümmern. Auch wenn dies nicht zu den klassischen, positiven Eindrücken zählt, die man in einem Reisebericht erwartet, ist es mir ein Anliegen hiervon zu berichten. Lisa und ich waren 14 Tage vor Ort und konnten bis zum letzten Tag das Ausmaß der Zerstörung nicht fassen. Gleichermaßen erstaunt waren wir von dem unbeirrbaren Optimissmus, den die Neuseeländer im Angesicht dieser beklemmenden Kulisse ausstrahlen.


Eine der zerstörten Kirchen im Stadtzentrum, die wegen der massiven Bauweise dem Beben nicht stand hielten. Ob die historischen Gotteshäuser wieder errichtet werden ist immernoch unklar

Gesperrte Straßen und eingerissene Gebäude prägen das Stadtbild. Viele hauseigentümer warten noch heute auf das Geld ihrer Versicherung. Gleichwohl ist der Wiederaufbau im Gange.



Blick durch das Schaufenster eines noch immer gesperrten Gebäudes in der Innenstadt. Man kann erahnen wie auf der Flucht alles stehen und liegen gelassen wurde, als die Erde zu beben begann.


Leere Stühle, die nie wieder besetzt werden.


Die ReStart Mall. Eine provisorische Einkaufsmeile aus Containern und gleichermaßen ein Sinnbild für den Neuanfang.